von Dieter König
Vielen Dank an Herrn Bieling für seine Spiele „Motocross“ und „Space Laser“ und für die Beantwortung all unserer Fragen!
Herr Bieling, kannten Sie die Classic Consoles Center Website schon?
Ich bin gestern schon mal durch google.de auf Ihre Seite aufmerksam geworden. Schön gemacht. Die Bilder und Screenshots wecken alte Erinnerungen. Schön, dass Sie sich die Mühe machen, diese Sachen zu archivieren und zu erhalten.
Schade, dass ausgerechnet der Screenshot und die Packung zu Motocross fehlen (Anm. d. Red.: Wurde inzwischen hinzugefügt!). Motocross ist zirka Ende 1979 erschienen (meine ich). Ursprünglich hieß das Spiel Dragrace und war ein Dragsterrennen. Interton hatte die Firmenpolitik, Spiele erst einmal anzukündigen und dann Programmierer für diese Idee zu suchen. Viele Spielideen wurden beim VCS 2600 abgeschaut und dann wurde eine Packung in Auftrag gegeben, obwohl es noch gar kein Spiel gab. Rodeo zum Beispiel sollte wie Stampede werden, ist aber nie programmiert worden und deshalb auch nie erschienen. Hardwaremäßig war es mit dem Interton nicht möglich, die langen Lassos darzustellen, da immer nur vier Sprites nebeneinander dargestellt werden konnten.
Da Motocross damals schon lange auf diesem Prospekt stand, entschied der damalige Verantwortliche, Herr Krämer, dass mein Spiel Dragrace jetzt das Motocross-Spiel sein sollte. Also änderte ich die Schrift im Spiel um und so erschien Motocross, das zwar immer noch ein Dragsterrennen war, aber jetzt die Lücke im Prospekt füllte. Konzeptmäßig war Dragrace an das Dragsterrennspiel für das Fairchild F (Saba) System angelehnt, das Jahre vorher mein älterer Bruder einmal besaß.
Space Laser war eine Auftragsarbeit und sollte auch eine Lücke schließen, da es auch schon lange angekündigt war. Konzeptmäßig orientierte es sich an Laser Attack für das Atari VCS 2600.
Links das Cover des Spiels #14 wie es tatsächlich erschienen ist. Der Titel lautet zwar nach wie vor Motocross, doch ist der „Dragster“-Schriftzug weitaus dominanter und springt sofort ins Auge. Rechts ein Auszug aus einem alten Interton-Prospekt, auf dem noch die Motorräder zu sehen sind. Man beachte, daß sich Interton mit der Spielbeschreibung im Prospekt sehr viel für das Spiel offengelassen hat – die Beschreibung passt für ein Motocross-Spiel ebenso wie für ein Dragster-Spiel oder auch jedes andere beliebige Rennspiel ;-).
Ein Screenshot von „Motocross“, ursprünglich „Dragrace“
Welche der erschienenen Spiele haben Sie für das Interton VC 4000 geschrieben?
Für das VC 4000 habe ich die Cassetten „Motocross“ und „Space Laser“ geschrieben.
Haben Sie auch unveröffentlichte Spiele für das VC 4000 geschrieben?
Hier möchte ich ein bißchen weiter ausholen. Zum Interton VC 4000 bin ich indirekt über den 2650 TV Spielcomputer der Elektronikzeitschrift Elektor (gibt es heute noch) gekommen. In der Ausgabe 100 vom April 1979 erschien ein Bauplan für ein programmierbares Videospiel mit Cassettenrekorderinterface, 2 KB ROM und 2 KB RAM. Kern des Computers war eine Signetics 2650A CPU sowie ein 2636 PVI Videochip. Das BIOS stammte von Philips und beinhaltete einen kleinen Speichereditor, sowie die Cassetten-Lade- und -Speicherroutinen.
Die Features des Videochips waren: 4 frei bewegliche Objekte (die Bezeichnung Sprites kam erst mit dem C64 Homecomputer auf, beim Atari 800 hießen Sie Player, beim Spielcomputer einfach nur „Objekte“). Jedes Objekt konnte in einer von 8 Grundfarben dargestellt werden. Zur Auswahl standen weiß, schwarz, blau, grün, rot, gelb, magenta und cyan. Jedes Objekt bestand aus einer Matrix von 8 Pixeln horizontal und 10 Pixeln vertikal, wobei die horizontalen Pixel jeweils doppelt so breit waren wie ein vertikales Pixel. Ein voll beschriebenes Objekt sah also nicht quadratisch, sondern rechteckig aus, es war doppelt so breit wie hoch. Jedes Objekt konnte in vier Maßstäben dargestellt werden (1:1, 2:1, 4:1, 8:1), wobei die letzten beiden Auflösungen häßlich grobe Klötzchen darstellten und fast nie verwendet wurden. Bei der Golf-Cassette wird nach dem erfolgreichen Einlochen der Schläger in verschiedenen Größen animiert. Dies geschieht einfach durch Umschalten der Größenangabe des Objektes.
Neben den vier Objekten gab es noch den programmierbaren Hintergrund. Er bestand aus einer Grundfarbe und einem davorgelegten Gitter, bestehend aus 160 Rechtecken, dessen Linien in verschiedenen Breiten dargestellt werden konnten. Jede Linie konnte einzeln gesetzt werden. So konnte man recht einfach Spielfeldbegrenzungen darstellen. Im Spiel Flipper kann man die Benutzung des Hintergrundes schön sehen. Allerdings war das Hintergrundmuster nicht gerade feinpixelig, sondern eher klobig, so daß man in der Darstellung stark eingeschränkt war. Das Gitter konnte in einer anderen Farbe als der Hintergrund dargestellt werden und hatte genau wie der Hintergrund 8 Farben zur Auswahl. Mit im Hintergrund integriert war ein Punktezählwerk, das 4 Ziffern enthielt und entweder als vierstellige Zahl oder als zwei zweistellige Zahlen dargestellt werden konnte. Die Position des Zählwerkes konnte entweder oben oder unten sein. Wenn man mit einem Trick während eines Vertical Blank Interrupts die Postionsanzeige und die Inhalte dieses Punktezählers veränderte, konnte man auch oben und unten ein Zählwerk darstellen. Viele Spiele verwendeten auch ein eigenes Zählwerk, dass aus Objekten aufgebaut war und flexibel überall auf dem Bildschirm stehen konnte.
Diesen TV Spielcomputer habe ich mir also im April 1979 gebaut und hatte ihn im Herbst 1979 fertiggestellt. Erste Spiele für diesen Computer gab es von der Firma Hocosoft in Düsseldorf und von Elektor auf einer Sammel-Cassette. Hierunter waren viele Interton VC 4000 Titel, was ich aber damals noch nicht wusste. Über die Firma Hocosoft in Düsseldorf wurden diverse Erweiterungen vertrieben, zum Beispiel eine Speichererweiterung auf gigantische 4 KB. Durch Zufall kam ich damals an die Adresse des Entwicklers dieser Platinen und nahm Kontakt mit ihm auf. Dieser Entwickler, sein Name war P. J. Dickers, war ein ausgezeichneter Kenner des Systems und hatte schon diverse Programme für das Gerät entwickelt. Er zeigte mir die Tricks, die man brauchte, um den Spielcomputer vernünftig programmieren zu können und bald schon versuchte ich mich an einer Breakout-Variante, die über viele interessante Optionen verfügte.
Der Elektor TV Spielcomputer von Herrn Bieling mit den beiden Controllern, Vorderansicht
Der Elektor TV Spielcomputer von Herrn Bieling, Ansicht von oben
Mittlerweile hatte ich auch die Ähnlichkeit des Geräts zum VC 4000 erkannt, das bis auf das RAM, das BIOS und das Cassettenrecorderinterface absolut identisch war. Lediglichlich der Rauschgenerator auf Adresse 1E80, der die Explosionsgeräusche beim Interton erzeugt, fehlte beim TV Spielcomputer. Mit etwas Hardwarewissen konnte man dieses Manko aber leicht beheben. Ich suchte zur damaligen Zeit weitere Geräte, die mit dem VC 4000 hardwaremäßig identisch waren und stieß auf das Radofin und das Hanimex Gerät. Beide Konsolen waren von den Cassetten her inkompatibel zum VC 4000, basierten aber auf der gleichen Hardware.
Ein Vergleich der Adreßbereiche von Elektor- und Interton-Versionen diverser Spiele zeigte, daß die ROM-Cartridges von Adresse 0000 aufwärts liefen, während der RAM-Bereich des TV Spielcomputers bei 0800 begann. Ein einfaches Umsetzen der Adreßbereiche brachte die ROM-Versionen auf dem Spielcomputer zum Laufen, sodaß im Laufe der Zeit auch Radofin und Hanimex Spiele in einer TV Spielcomputer-Version erschienen. Der umgekehrte Weg war aber nicht möglich, da die meisten für den TV Spielcomputer geschriebenen Cassetten nicht den kleinen RAM-Speicher der PVI nutzten, sondern das RAM ab Adresse 0800 als Zwischenspeicher nutzten. Bei einer Umsetzung auf ein ROM standen dann diese Zwischenspeicher naturgemäß nicht mehr zur Verfügung, sodaß das Spiel nicht laufen konnte.
Mit dieser Erfahrung begann ich Dragrace zu programmieren. Nach zirka 6 Monaten war es fertig und ich bot es dem damaligen Chefredakteur von Elektor, P. Holmes, in der Cassettenversion zum Vertrieb an. Holmes gefiel das Spiel und so veröffentlichte Elektor das Game unter dem Namen „Dragster“ auf der Elektor Cassette ESS-011 neben 14 weiteren Titeln. Unnötigerweise modifizierte Herr Holmes das Spiel und fügte ungefragt einige sinnlose Optionen hinzu.
Die ersten Zeilen des Dragrace/Motocross Original-Sourcecodes von Herrn Bieling
Ich setzte die Adressen des Spiels auf den Bereich 0000 um und brannte eine EPROM-Version des Spiels und schickte diese an Interton. Dem damaligen Projektleiter Herrn Krämer gefiel das Spiel auf Anhieb und so wurden wir schnell handelseinig. Leider musste der Titel geändert werden (Motocross statt Dragrace) sowie das eigene Copyright am Ende des Spiels (Interton statt Han-Hein). Interton benötigte damals dringend ein Spiel, das als das lang angekündigte „Motocross“ erscheinen konnte und so wurde kurzerhand die Packung umgestaltet und statt Motorrädern wurden Dragster dargestellt. Vielleicht hat ja noch jemand alte Interton-Prospekte, auf denen die Motoräder zu sehen sind und vergleicht die Darstellung auf der Packung mit dem Prospekt. Man sieht dann sehr schön, wie die ursprüngliche Spielidee korrigiert wurde.
Zu Interton bin ich also auf dem Umweg über den TV Spielcomputer gekommen, für den ich neben dem Breakout Clone noch andere unveröffentliche Versuche geschrieben habe. Sicher wären es für Interton noch mehr Titel geworden, wenn nicht der Konkurs der Firma die Videospielära der Firma Interton jäh unterbrochen hätte.
Haben Sie noch Entwicklerunterlagen, Entwicklergeräte, Spiele-Prototypen etc. zuhause?
Ich habe heute meinen Speicherkeller durchsucht und meine alte Entwicklermaschine, den TV Spielcomputer samt allen jemals erschienen Spielen wiedergefunden. Alle Elektor-Cassetten sind dabei, sowie seltene Radofin Titel. Zu meinem Erstaunen fand ich auch noch die originale Interton EPROM-Cartridge, auf der sich noch die original ROMs von Space Laser befinden!!! Mit dieser Cartridge konnte man übrigens auch problemlos Radofin und Hanimex Titel auf dem VC 4000 abspielen, wenn man die ROMs dort einsetzte.
Herrn Bielings imposante Sammlung aller jemals erschienenen Cassetten
für den Elektor TV Spielcomputer
Ich werde das Gerät entstauben und versuchen, es in Betrieb zu nehmen. Es ist seit 1984 nicht mehr benutzt worden. Im Gegensatz zum Elektor TV Spielcomputer ist dieses Gerät noch enorm erweitert worden. Es verfügt über ein EPROM-Brenner-Interface, einen Druckeranschluß, sowie ein Bussystem, auf dem noch 10 Cartridges mit original ROMs installiert sind, die per Drehschalter angewählt werden können. Weiterhin ist es soundmäßig mit zwei Soundchips AY8910 erweitert worden. Diese Soundchips fand man früher in vielen Spielhallenautomaten. Ich hoffe, es funktioniert noch und ist in der Lage, die alten Musikcassetten zu lesen. Falls es funktioniert, hoffe ich, dass jemand es schafft, dieses System zu emulieren, damit die alten Schätze der Nachwelt erhalten bleiben. Ich schicke Ihnen demnächst mal Fotos davon zu.
Natürlich habe ich auch noch alle Entwicklerunterlagen, einen Programmierkurs von Herrn Dickers, sowie das originale Listing von Motocross gefunden!!! Außerdem besitze ich noch dieses legendäre Elektor-Heft Nr. 100 vom April 1979, mit dem mein Computerleben begann. Das einzige, das ich nicht mehr habe, ist das Elektor-Buch TV Spielcomputer, das im Elektor Verlag erschienen ist und in ähnlicher Form auch vom Topp Verlag veröffentlicht wurde. Ich habe aber dieses Buch gestern bei ebay für 9 DM entdeckt. Es gibt also noch Exemplare davon.
Die beiden Bücher zum TV Spielcomputer, links das Originalbuch aus dem Elektor-Verlag, rechts eine Variante aus dem Topp-Verlag. Beide befinden sich im Besitz von Dieter König. Die Bücher sind mit etwas Glück beispielsweise noch über Online-Auktionen zu finden.
Gab es noch weitere fertige oder unfertige Spiele von anderen Programmierern für das VC 4000, welche nie erschienen sind?
Bestimmt. Vielleicht meldet sich ja noch mal jemand aus dieser Zeit.
Wieviele unterschiedliche Leute haben für das VC 4000 Spiele geschrieben?
Soviel ich weiss, sind die meistens von Philips entwickelt worden. Aus der TV Spielcomputerszene kannte ich nur Herrn Dickers (Hangman/Metropolis) und Martin Greiner (ich glaube, er war aus Karlsruhe, Spiel: Cockpit). Zu Hangman wurde mir damals noch eine merkwürdige Geschichte zugetragen: Interton war sich mit dem Programmierer nicht handelseinig geworden, so daß er sein Spiel zurückzog. Trotzdem kam Monate später bei Interton Hangman/Metropolis heraus, leicht modifiziert, aber immer noch mit großen Teilen des Originalcodes. Die Originalversion von P. J. Dickers wurde auf der Elektor Cassette ESS-010 mit Zustimmung des Autors veröffentlicht.
Zu Zeiten von Motocross gab es noch ein neues deutsches Team, die mit einem Crosscompiler Bowling entwickelt hatten. Ich glaube, die haben dafür nur 2 Wochen gebraucht. Interton war damals ständig auf der Suche nach Programmierern für das System, aber es gab nur sehr wenige, die sich mit dieser exotischen 2650 CPU auskannten, zumal es auch keine richtigen Entwicklungssysteme dort gab.
Philips hatte Interton zwar mal eine doppelt hohe Cartridge überlassen, die das VC 4000 zum TV Spielcomputer machte, aber das BIOS war nicht ganz identisch und der Speicher betrug nur 1 KB. Interton-Cassetten gab es übrigens mit 2 KB und in einer teureren Version mit 4 KB und Extra- RAM.
P. J. Dickers hatte in der Zwischenzeit Platinen entwickelt, mit denen man sehr leicht VC 4000-, Hanimex- und Radofin-Geräte zum TV Spielcomputer umbauen konnte. Ich habe davon noch Schaltschemata.
Erst gegen Ende der Interton-Ära kam eine richtig brauchbare Lösung ohne Löten auf den Markt, die von Interton als Entwicklungsmaschine herausgegeben wurde. Sie wurde von zwei Elektronikstudenten (Dirk Stoffels und Reinhard Josuhn) der Universität Bochum entwickelt. Ich hatte eine davon. Leider ist sie nicht mehr auffindbar und wahrscheinlich verschrottet worden. Die Platine machte das VC 4000 zum vollständigen TV Spielcomputer, mit der Besonderheit, das man das RAM per Schalter auf den Adressbereich 0000 umbiegen konnte, sodaß man sofort testen konnte, ob des Spiel auf einer ROM-Cartridge lief. Die Platine selbst war zirka 25 cm lang und ragte wie ein Turm aus dem VC 4000.
Sind die Spiele 34 Space Laser und 39 Basketball je erschienen?
Wie mir andere Sammler erzählten, ist Space Laser nie erschienen. Ich hatte das Spiel abgeliefert, wartete auf den Scheck, bekam aber statt dessen ein Schreiben vom Konkursverwalter, der mir mitteilte, dass Interton pleite war. Basketball ist es, glaube ich, so ergangen wie Space Laser. Ich habe eine Basketballversion für den TV Spielcomputer. Das Spiel hat demnach existiert. Es war damals üblich, daß die Spiele oft vorher auf dem TV Spielcomputer erschienen, bevor sie bei Interton auf ROM-Cartridges erhältlich waren.
Die Originalcassette mit Herrn Bielings Spiel „Space Laser“ für den Elektor TV-Spielcomputer
Waren nach der Nr. 40 noch weitere Spiele geplant?
Sicher wären noch mehr erschienen. Ich hatte damals ein langes, ausführliches Gespräch mit den beiden Herren Türk darüber. Leider kam es nicht mehr dazu.
Gibt es Hintergrundinformationen, weshalb zwei Schachspiele veröffentlicht wurden? Zumindest in der Darstellung gibt es kaum Unterschiede …
Die zweite Version des Schachspiels hatte die neue Cartridgeversion mit mehr Speicher und RAM. Der Programmumfang ist doppelt so groß. Die Spielstärke ist auch höher.
Wie groß sind die VC 4000 Spiele (Speicherplatz)?
2 KB und 4 KB. Man konnte auch 2716er oder 2732er EPROMs nehmen.
Waren Erweiterungen wie ein Heimcomputermodul, Sprachmodul etc. geplant?
Das Philips Modul wäre für den Hausgebrauch geeignet gewesen. Ich denke, es war damals einfach zu teuer, es herzustellen. Selbst minimaler Speicher war sündhaft teuer. Das Entwicklungsmodul der beiden Studenten war aufgrund seiner Höhe nicht für den Alltagseinsatz geeignet.
Wie groß war die Auflagezahl der Geräte und Module?
Sorry, dazu kann ich Ihnen leider nichts sagen. Hierzu müssten Sie Kontakt zu Herrn Krämer oder Herrn Türk herstellen. Ich weiss aber nicht, wie man diese erreichen kann.
Unserem Wissensstand zufolge war das Interton VC 4000 eigentlich das einzige System unter den klassischen Videospielen, welches wirklich in Deutschland entwickelt wurde und nicht der Ableger eines anderen (amerikanischen) Systems ist. Können Sie das bestätigen?
Hmm, das Grundkonzept stammt von Phillips aus Holland. Das Design und Layout für das VC 4000 war von Interton. Wie ich ja bereits sagte, waren das Hanimex und das Radofin identische Geräte in anderen Gehäusen mit schlechterer Verarbeitung. Von Interton gab es außerdem noch ein VC 4000 für spezielle Grundig Fernseher mit Fronteinschub. Diesen Geräten fehlte der HF-Modulator, so dass diese Ihr Videosignal direkt einspeisten (bessere Bildqualität). Die Joysticks für das Grundig und das Interton unterschieden sich übrigens durch die Farbe der Stick-Kappen: Interton hatte schwarze und Grundig verchromte Kappen.
In der Zeitschrift Telematch, Ausgabe April/Mai 1983 gab es einen zweiseitigen Bericht über das VC 4000, samt Interview mit Hellmuth J. Türk. Dieser erwähnt in dem Interview, daß Interton-Spiele auch für andere Systeme umgesetzt werden sollten. Erschienen sind davon aber keine. Haben Sie nähere Informationen dazu?
Davon habe ich nie etwas gehört. Kann ich mir aber kaum vorstellen, da es ähnliche Spiele auch bei den Konkurrenten gab. Hellmuth J. Türk leitete das Unternehmen damals zusammen mit seinem Bruder. Die beiden hatten übrigens das größte und aufwändigste Chefbüro, das ich bis dahin gesehen hatte.
In dem Telematch-Bericht wird erwähnt, daß das VC 4000 „in Deutschland konzipiert und europaweit exportiert“ wurde. Auch sind alle Anleitungen in Deutsch, Englisch und Französisch. Unseren Erfahrungen zufolge ist das System nie in England, Frankreich oder anderen Ländern erschienen. Auch wird es dort nirgends von Sammlern oder auf den entsprechenden eBay-Seiten angeboten. Wurde das System wirklich exportiert oder war das nur geplant bzw. ein Wunsch?
Sorry, das weiß ich leider nicht. Es ist schade, wenn Interton diese Chance nicht ergriffen hat.
Herr Türk erwähnt in dem Interview auch „Ein moderner Videospiel-Computer ist seit Monaten fertig“. Der Nachfolger des VC 4000? War er wirklich fertig? Haben Sie ihn gesehen? Darauf programmiert? Haben Sie nähere Informationen?
Ja, ich hatte einen Prototypen gesehen, auf dem ein tolles Fußballspiel lief. Herr Krämer fragte mich damals, was ich davon hielt. Es war auch wieder eine Philips-Entwicklung und ich meine, es war abwärtskompatibel zum VC 4000. Es hatte mit Sicherheit einen 2650 Prozessor, mehr Speicher für die Module und einen anderen Videochip. Ich vermute, es war der Nachfolger des 2636 PVI, der Signetics 2637 UVI. Von diesem Chip habe ich noch die kompletten Datasheets, die ich (meiner Meinung nach) damals von Interton erhalten habe, um mich damit zu beschäftigen. Dieser Videochip hatte zusätzlich einen aufwändigeren Soundchip und konnte 16 Zeichen in einer Zeile und bis zu 26 Textzeilen darstellen. Er konnte 40 alphanumerische Zeichen darstellen und hatte 64 graphische Zeichen sowie 8 programmierbare Zeichen zur Verfügung. Ich denke, das ist der Chip, der auch im Emerson Arcadia zum Einsatz kam. Das Fußballspiel sah grandios aus und ich konnte es damals kaum abwarten, daß das neue Gerät erschien. Von einem drohenden Konkurs war zu dem Zeitpunkt nichts zu spüren.
Zum Abschluß noch einige Fragen zu Ihnen selbst? Wie war Ihr beruflicher Werdegang? Wie kamen Sie zu Interton? Waren Sie fix angestellt? Was machten Sie danach bzw. was machen Sie heute? Haben Sie vielleicht ein Foto von damals oder heute?
Wie bereits weiter oben beschrieben, kam ich als freier Mitarbeiter während meines BWL-Studiums zu Interton. Mit dem TV Spielcomputer und Interton begann meine Begeisterung für Computer, die vom ersten Selbstbaucomputer über den legendären Atari 800 (in der amerikanischen NTSC-Version) zum Atari ST und schließlich zum PC führte. Während meiner Zeit mit dem Atari ST beschäftige ich mich intensiv mit allen Varianten der Datenfernübertragung, importierte und handelte mit Modems jeglicher Art, bis ich dann nach Abschluß meines Studiums in den elterlichen Automobilbetrieb einstieg und dort heute als Geschäftsführer tätig bin. Mit der Programmierung habe ich leider nicht mehr viel zu tun, fröhne aber ab und zu noch meinem Hobby, in dem ich die hauseigene Internetseite gestalte.
Created 03.12.01. Last update 08.09.03.
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